Ich selbst bin kein großer Freund von E-Books. Wie hier schon öfter von anderen angesprochen, halte auch ich lieber ein ?echtes? Buch in den Händen und lese nur ungern längere Texte am Bildschirm.
Im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Heft 51 / 2005 gab es jedoch einen interessanten Artikel über E-Books (Autor: Michael Roesler-Graichen), den ich hier mal wiedergeben möchte:
In Deutschland tauchen E-Books kaum in Statistiken des Buchhandels auf, anders dagegen in Amerika. Dort werden E-Books von Verlegerverein AAP (American Association of Publishers) statistisch ausgewiesen.
Im Oktober 2005 verdienten US-Verlage ca. 800.000 Dollar mit E-Books. Als Vergleichswert: allein mit Hardcover-Titeln für Erwachsene wurden im Oktober ca. 176 Millionen Dollar umgesetzt. Damit bewegt sich der Verkauf von E-Books auch in Amerika noch auf recht niedrigem Niveau.
Allerdings sind die Zuwachsraten, die von den Produzenten digitaler Bücher verzeichnet werden, erstaunlich hoch: Von Januar-Oktober 2005 wuchs der Absatz von E-Books um 41,2 %. Tendenz ist weiter steigend..
Das amerikanische amazon.com will auf die schon vorhandene Volltextrecherche ?Search inside!? aufbauend den Kunden verstärkt die Möglichkeit geben, beim Kauf eines ?gedruckten Buches? auch online in betreffendem Titel seiten- oder kapitelweise lesen zu können. (zum Teil ist das ja momentan auch bei der deutschen Amazon-Tochter möglich).
Mit ?Amazon Pages? sollen dann Käufer die Möglichkeit bekommen, den gekauften Print-Titel parallel als E-Book herunterzuladen. Diese Huckepack-Methode könnte auch in Deutschland den Verkauf von E-Books enorm verbreiten (denn die deutsche Amazon-Tochter wird sich nach dem amerikanischen Beispiel richten).
Allerdings wird die Erhöhung der Mehrwertsteuer sich voraussichtlich eher negativ auf den E-Book-Markt auswirken, da dadurch E-Books teurer werden, während Print-Titel nicht (direkt) unter der Erhöhung leiden.
Ein nährer Blick auf den deutschen Markt. Es gibt mehrere E-Book-Anbieter, um nur zwei zu nennen:
Ciando (ca. 6000 deutschsprachige Titel im pdf- und eReader-Format)
Libri (ca. 21000 englischsprachige Titel, 1000 deutschspr. Titel im Mobilpocket-Format)
Ciando bietet vor allem Fach- und Sachbücher sowie Ratgeberliteratur an. 2005 wurden knapp 3,5 Millionen Besucher auf der Website gezählt, die Zahl der verkauften E-Books bzw. die abgewickelten Downloads belaufen sich auf über 500.000 Titel. Die Verkaufszahlen für 2005 liegen damit 85% über den Werten von 2004.
Bei Libri besteht der Großteil des E-Book-Angebots aus Nachschlagewerken, Ratgebern oder Sachbüchern. Doch auch Unterhaltungsliteratur wird zunehmend wichtiger (Krimi, SciFi, Horror).
Um den Absatz der E-Books zu steigern, versucht Libri momentan, neue Konzepte durchzusetzen. Es werden ?eBook Tickets? über Buchhandlungen verkauft, die etwa Scheckkartengroß sind und auf der Rückseite einen Freischaltcode haben, mit dem man dann auf der E-Book-Seite von Libri das gewünschte Buch runterladen kann. An diesem ?Test? beteiligen sich momentan etwa 100 Buchhandlungen in Deutschland. Eine Auswertung dieses Testlaufes steht noch aus.
Wichtig wird der E-Book-Sektor zunehmend für Fachliteratur. Mitte November 2005 wurde das Onlineshop
Med4.mobile gestartet, wo man ? nomen est omen ? medizinische Fachinformationen beziehen kann.
Vermutlich wird das E-Book das gedruckte Buch in näherer Zukunft nicht verdrängen, aber gerade im Fachbuchbereich eine echte und vielleicht sogar kostengünstige Alternative werden (wenn sich die E-Book-Preise von den Print-Preisen abkoppeln).
In der Belletristik macht sich der Preisunterschied bisher kaum bemerkbar. Um ein Beispiel zu nennen: ?Bartimäus Band 1 - Das Amulett von Samarkand? von Jonathan Stroud kostet als Hardcover 18,90 Euro, als E-Book 16,00 Euro Da ist der Preisunterschied nicht sehr groß und ich würde dann doch knapp 3 Euro mehr zahlen und mir das gedruckte Buch in?s Regal stellen.
Zusammengefaßt: E-Books scheinen sich, wenn zunächst auch noch langsam, zunehmend Beliebtheit zu erfreuen. Mit neuen Verkaufskonzepten (Beispiel: eBook-Ticket) sollen neue Käuferkreise erschlossen werden. Deutsche Verlage scheinen sich dabei eher auf Fach- und Sachbücher sowie Ratgeber zu konzentrieren.
[ Diese Nachricht wurde geändert von: Sacrilon am 04.01.2006 um 11:57 ]